Amsterdam, 03.09.1991 (Dienstag)
Nun sitzen wir wieder im Zug, diesmal in Richtung Paris. Es
ist 22.15 Uhr, und der Zug ist gerade dabei, sich mühsam in Bewegung zu setzen.
Heute früh haben wir nach Zeltabbau und ausgiebigem Frühstück pünktlich um 12.00
Uhr den Zeltplatz verlassen, sind samt Kraxen zum Bahnhof gestiefelt und haben,
nachdem wir unser Gepäck abgegeben hatten, die Stadt unsicher gemacht. Dabei
kamen wir noch zu einem völlig unerwarteten Kunstgenuss. Auf dem Platz vor dem
Königspalast sang ein Knabenchor (mit einigen Vertretern älterer Semester im
Vereine) aus Orléans. Es war richtig schön. Besonders niedlich war die stark frankophone
Interpretation vom „Heidenröslein“ und der „Ode an die Freude“.
Anschließend sind wir zu Fuß einige der Strecken abgelaufen,
die wir uns im vorigen Jahr nur per Nahverkehrsmittel erschlossen hatten. Eines
allerdings ist dabei dann doch sehr auffällig: Zu den saubersten Stätten, die
ich kenne, zählt Amsterdam nicht. Abends sind wir auf der Suche nach einem Abendbrot
wieder einmal auf ein chinesisches Restaurant gestoßen, was dann auch die
Garantie dafür war, dass wir preiswert satt wurden und das Ganze auch noch
geschmeckt hat. Mit einem weiteren Bummel durchs Zentrum beendeten wir unseren
Amsterdam-Aufenthalt. Dabei fiel uns allerdings noch etwas auf: Bei aller
Vielfalt der Kulturen, Sprachen und Menschentypen scheint die Stadt auch ein
Sammelplatz für verkrachte Existenzen ganz Westeuropa zu sein. Alles in allem
aber ein Tag, der durch das viele Laufen zwar anstrengend,
aber trotzdem sehr interessant war.