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Kroatien
 
 
Kroatische Unterwasserwelten

 
Wenn ich voller Begeisterung davon erzähle, dass wir wieder einmal einen Urlaub in Kroatien planen, bekomme ich von den verschiedensten Leuten mit schöner Regelmäßigkeit zur Antwort: „Also das wäre mir nichts. Da gibt es ja überhaupt keinen Sandstrand, nur Steine…“ Noch größer ist die Verwunderung meiner Gesprächspartner dann meist, wenn ich ihnen erkläre, dass genau das einer der Gründe für uns ist, immer wieder an diese Seite der Adria zu fahren. Schließlich ist es gerade den Steinstränden zu verdanken, dass das Wasser dort im wahrsten Sinne des Wortes glasklar ist und man sowohl zum Schwimmen als auch zum Schnorcheln die besten Bedingungen hat. Es ist mir bisher noch nirgends sonst passiert, dass ich schon direkt am Strand von einem großen Schwarm silbriger Fische, die im Sonnenlicht auch ein wenig grünlich glänzten, sozusagen begrüßt wurde. Auch Algen oder Quallen sind an der dalmatinischen Küste, soweit ich weiß, kein Problem. Das Mittelmeer hat in den Sommermonaten für mich genau die richtige Temperatur – nicht so warm wie das Schwarze Meer und gottlob nicht so beißend kalt wie die Ostsee – und wenn man einmal begriffen hat, dass es eine denkbar schlechte Idee ist, das ausgesprochen salzhaltige Wasser zu schlucken, kann man den zusätzlichen Auftrieb, den es einem gibt, auch geradezu gemütlich auf der Oberfläche liegend genießen. Eigentlich spannend ist es aber natürlich darunter:
Schon eine einfache Taucherbrille und ein Schnorchel reichen aus, um sich ein wirklich spektakuläres Naturerlebnis zu verschaffen. Es ist, als schwömme man durch ein riesiges Aquarium. Überall kann man Lebewesen entdecken, die man in unseren Breiten sonst nur aus Reportagen kennt: Seegurken und Schwämme, Sardellen und Meerjunker, Seeanemonen und Röhrenwürmer. Wenn man Glück hat und die See ruhig ist, lässt sich hier und da eine Gruppe Goldstriemen beim Nagen beobachten, oder es bietet sich die Möglichkeit, einem Lippfisch hinterherzuschwimmen oder sich anzusehen, wie Meerbarben über den Meeresboden wuseln.
Die elegant anmutenden Steckmuscheln hingegen sind unabhängig vom Wind und den Wellen immer vorhanden. Eines meiner persönlichen Highlights waren in diesem Jahr jedoch die Seeigel. Eigentlich kannte ich sie bisher nur als Verursacher dringender Warnungen, nie barfuß ins Mittelmeer zu gehen, weil ihre Stacheln ausgesprochen unschöne Verletzungen hervorrufen können. Natürlich haben diese Warnungen nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt, denn mit einem nackten Fuß auf einen Seeigel zu treten, ist nach wie vor alles andere als ratsam. Ist man aber mit Flossen unterwegs, kann man sich auch der Schönheit dieser Tiere widmen, denn wenn man genauer hinsieht, ist jeder von ihnen ein kleines Kunstwerk. Eigentlich dient es nur der Tarnung, dass sie die verschiedensten Dinge auf ihre Stacheln spießen, aber das führt auch dazu, dass jedes dieser einander eigentlich sehr ähnlichen Wesen zu einem Unikat wird. Mit ein wenig Phantasie wirken aufgespießte Schneckengehäuse wie kleine Lockenwickler, und so manche Muschelschale könnte ebenso ein verwegen schräg aufgesetztes Hütchen sein. Unübertroffen ist jedoch der bunte Schimmer des Perlmutts, wenn eine Muschelhälfte mit der Innenseite nach oben auf dem Seeigel prangt und in der Sonne glänzt, die noch durch die Wasseroberfläche dringt. Dadurch, dass jeder Seeigel verschiedene Dinge auf seine Stacheln nimmt, ist die Kombination der Einzelteile jeweils völlig unterschiedlich und deshalb auch so einzigartig. Dass das Meer selbst sich immer wieder verändert und an keinem Tag so ist wie an dem zuvor, ist eine Binsenweisheit, und genau deshalb kann man sich immer wieder auf neue Erlebnisse und „Begegnungen“ unter Wasser freuen, ohne dass es langweilig wird.

 
Doch nicht nur das Mittelmeer lädt in Kroatien zu Erkundungstouren ein. Das Land ist geradezu übersät mit Nationalparks, von denen der bekannteste sicher die Plitvicer Seen sind. Natürlich ist dort das Baden nicht erlaubt, vom Tauchen, Schnorcheln oder Ähnlichem ganz zu schweigen. Dennoch gibt es auch hier unter Wasser eine Menge zu entdecken, was schon deshalb keine Schwierigkeit darstellt, weil das Wasser, obwohl es Süßwasser ist, ebenfalls glasklar ist. Im Park der „Fallenden Seen“ erneuern sich die Wasserreservoirs praktisch regelmäßig selbst, da sie aus den Wasserfällen gespeist werden, die überall plätschern und prasseln. So findet man hier einen Krebs, dort einen Hecht und außerdem viele Schwärme kleiner Fische, die wiederum fast bis ans Ufer kommen. Auf der Oberfläche tummeln sich die Wasserläufer, und weil es viele schattenspendende Bäume gibt, läuft man nicht einmal Gefahr, sich beim längeren Verweilen einen Sonnenbrand einzuhandeln. Selbstverständlich gibt es in diesem Nationalpark auch außerhalb des Wassers viel zu sehen. So wird mir eine wunderschöne königsblaue große Libelle wohl lange in Erinnerung bleiben, die so schnell flog, dass es mir nicht gelungen ist, sie auch nur mit dem Handy zu filmen. Das einzige Souvenir ist ein Foto von ihr auf einem Grashalm, bei dem die auffälligen Flügel leider nicht zur Geltung kommen.

 
Ob nun Süß- oder Salzwasser: Kroatiens Natur ist in jedem Fall eine Reise wert, und ich könnte mir vorstellen, dass so mancher anschließend die „fehlenden“ Sandstrände mit anderen Augen sieht und sie überhaupt nicht mehr vermisst.

 
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