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Was hat eine Schleuse mit Weihnachten zu tun?

 
Der Weihnachtsmann kommt auf einem Schlitten - das weiß doch jedes Kind. Sollte es aber mit dem Klimawandel so weitergehen, könnte es in absehbarer Zeit in unseren Breiten für das Verteilen der Geschenke ganz schön eng werden. Wie gut, dass die Stadtväter von Bernburg in Sachsen/Anhalt rechtzeitig auf eine Alternative gekommen sind. Hier kam nun nämlich schon zum 13. Mal der Weihnachtsmann per Boot die Saale herunter, und das auch nicht allein, sondern in Begleitung von vielen Kollegen aus aller Welt. Der Heilige Nikolaus war da zu sehen, Väterchen Frost und einige andere. Da all das unter reger Anteilnahme von Bewohnern und Gästen der Stadt geschieht, hörte ich, wie unweit von mir eine Mutter in arge Erklärungsnot kam. Immer wieder erklärte sie ihrem kleinen Sohn, dass der „richtige“ Weihnachtsmann der auf dem ersten Boot sei, das die Bernburger Schleuse passiert hatte. Dieser würde sich dann aber bis Weihnachten auch wieder verstecken, und alle - aber wirklich alle! - Weihnachtsmänner, die der Junge ansonsten vor Weihnachten noch zu Gesicht bekommen würde, seien falsch und haben sich nur verkleidet. Der Junge glaubte die Erklärung und war’s zufrieden.

 
Insgesamt glich die ganze Veranstaltung eher einem bunten Volksfest als einer Weihnachtsfeier, was in diesem Jahr vielleicht auch den ausgesprochen milden Temperaturen geschuldet war. Allerdings waren sämtliche Attribute vorhanden, die es braucht, um einen auch ohne Schnee und Eis in Adventsstimmung zu versetzen, wobei ich nicht einmal in erster Linie den überall reichlich angebotenen Glühwein meine. Immerhin hatte die Fachhochschule Sachsen/Anhalt, auch ohne die Gentechnik bemühen zu müssen, zwei Esel zu Rentieren umfunktioniert - jeweils ein aufgesetztes Geweih aus Filz tat es auch.

 
Als Weihnachtsmänner und ihr jeweiliges Gefolge (ein Mönch, ein Ritter, ein Burgfräulein, die sieben Zwerge und sogar eine ukrainische Lieder singende Mädchengruppe um Väterchen Frost) an Land gegangen waren, bestiegen sie ebenfalls nicht auf Schnee angewiesene Fahrzeuge wie Traktoren mit Anhängern, Kremser und eine vornehme Kutsche, und so ging es durch das Spalier der Schaulustigen durch die Altstadt bis zu einem Kloster.

 
Im Klosterhof fand der eigentliche Weihnachtsmarkt statt, der ebenfalls alles zu bieten hatte, was das Herz begehrt: Kulinarisches vom echten Baumkuchen aus Salzwedel bis hin zum Flammlachs, eine Bühne, auf der noch ein Programm mit allen angereisten Weihnachtsfiguren stattfand, und eine Verkaufsausstellung, in deren Rahmen Künstler und Kunstvereine ihre Erzeugnisse anboten.

 
So war es ein rundum gemütliches Vorweihnachtsereignis, das man sich, wenn man gerade in der Gegend ist, auf keinen Fall entgehen lassen sollte - ganz abgesehen davon, dass Bernburg mit seinem Schloss, dem Eulenspiegelturm und vielem anderen auch sonst durchaus eine Reise wert ist.
 
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